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Bild: Verkehrsverbund Tirol, alle Infos: http://www.vvt.at/tarifreform |
Ein Mitarbeiter hat mir heute folgende Geschichte erzählt, die ich für ein paar Sätze nutzen möchte, die ich momentan sehr vielen Menschen sage: Ein Mann kommt um die Mittagszeit in mein Büro. Er kommt vom VVT und hat sich dort nach einer Ermäßigung für seinen Sohn erkundigt. Der hatte einen Unfall, ist auf Rehabilitation und muss deswegen relativ viele Wege zu verschiedenen Ärzten und Rehabilitationseinrichtungen zurücklegen. Es handelt sich um eine schwerere Verletzung, die momentan noch mit motorischen Einschränkungen einhergeht und deren Auskurieren, das hoffentlich vollständig gelingen wird, einige Zeit erfordern wird. Der Mann möchte wissen, warum sein Sohn kein ermäßigtes Jahresticket bekommt. Alle möglichen Gruppen bekommen das hat er gelesen, auch AusgleichszulagenbezieherInnen bekommen ein Tirolticket für 250 Euro, aber nicht sein Sohn. Der Mann sagt, er versteht das nicht weil sein Sohn auch nicht mehr Geld bekommt, als ein Ausgleichszulagenbezieher und beim VVT haben sie ihn ins Landhaus weitergeschickt.
Mein Mitarbeiter erklärt dem Mann Folgendes: Wir haben bei den neuen Tarifen sehr genau darüber nachgedacht, wer das ohnehin mit 490 Euro schon sehr günstige Tirolticket noch ermäßigt bekommen sollte. Die Definition, die wir gefunden haben lautet: Finanziell knapp und das dauerhaft. Wer für ein Jahr noch einmal 240 Euro Ermäßigung bekommen möchte, sollte voraussichtlich das ganze Jahr einen Sondertarif brauchen, damit die Ermäßigung nicht ungerecht gegenüber anderen ist. Das ist auch Grund, warum wir weder für MindestsicherungsbezieherInnen, noch für AsylwerberInnen pauschal ermäßigte Tickets herausgeben: Wir hoffen ja schließlich, dass die im besten Fall schon zwei, drei Monate später eine Arbeit haben, von der sie leben und sich das Tirolticket zum regulären Preis leisten können. Und dann wäre es ungerecht, wenn ihnen die Allgemeinheit ein noch weiter ermäßigtes Ticket bezahlt, das sie für den größeren Teil seiner Gültigkeitsdauer gar nicht benötigen.
Der Mann hat das akzeptiert, er war ausgenommen freundlich und hat sich für die Erklärung bedankt. Er wollte sich wirklich nur erkundigen, damit er jetzt nicht einen zu hohen Preis zahlt und danach draufkommt, dass es doch eine geeignete Ermäßigung für seinen Sohn gegeben hätte. Mein Mitarbeiter hat ihm aber Folgendes mitgegeben und das gilt für alle, die einen guten Grund dafür sehen, dass sie auch ein ermäßigtes Ticket bekommen sollten: Wir gehen nächstes Jahr den nächsten Schritt bei der Veränderung der Öffi-Tarife. Der wird darin bestehen, dass wir uns die Einzelfahrten, die Tagestickets, die Wochen- und die Monatstickets vornehmen und schauen, wie wir GelegenheitsfahrerInnen ein besseres Angebot machen können.
Wir werden dabei auch über Ermäßigungsgruppen reden. Und ich kann mir sehr gut vorstellen, dass wir uns auf die Suche nach einer Regelung für den Sohn unseres heutigen Besuchers im Büro überlegen: kürzerfristige begründete Ermäßigungen machen Sinn, das hat mir die heutige Erzählung gezeigt. Wer übrigens nicht glaubt, dass ich das ernst meine, dem oder der stelle ich gerne die Erfinderin des AusgleichszulagenbezieherInnen-Tickets um 250 Euro vor, die jahrelang regelmäßig bei mir vorbei geschaut und mich davon überzeugt hat, dass wir ein auf Menschen wie sie - mit hohem Mobilitätswunsch aber eingeschränkter Beweglichkeit - zugeschnittenes Angebot brauchen. Unserem heutigen Besucher schöne Grüße und danke für die Anregung und gute Besserung für Ihren Sohn. Wir haben die Kontaktdaten aufgenommen: Wenn wir nächstes Jahr ein Ticket beschließen, das PatientInnen wie Ihrem Sohn hilft, dann erfahren Sie es als Erster.