
Einige meinen, die Tiroler Politik beschäftige sich zu viel mit Natur, Umwelt und Klimaschutz. Ich finde ja, es ist an der Zeit, dass sich die Politik endlich mit dem Erhalt der existenziellen Lebensgrundlagen für unsere und die kommenden Generationen beschäftigt. Und zwar nicht nur regional, sondern europa- und weltweit!
Die anderen meinen, die Regierung in Tirol arbeite nicht ausreichend hart an der Bewältigung der brennendsten Probleme unserer Zeit. Abgesehen davon, dass wir etliche Initiativen setzen - in meinem Bereich zum Beispiel die Weiterentwicklung eines leistbaren und attraktiven Angebots im öffentlichen Verkehr, was dabei helfen soll, die Lebenshaltungskosten zu senken - ist Tirol keine Insel der Seeligen, die unabhängig von internationalen Entwicklungen vor sich hinwirtschaftet. Auch wenn mir bewusst ist, dass wir es grundsätzlich echt gut haben, gibt es einerseits auch in Tirol zu viele Menschen, die weit davon entfernt sind, gerechte Chancen vorzufinden. Andererseits gibt's aber auch globale Zusammenhänge, denen wir nicht einfach entgehen können (und hoffentlich auch nicht mehr wollen).
Genau deswegen ist es wichtig, dass wir im politischen Handeln einen Unterschied machen. Es ist notwendig, die Veränderungen im kleinen und im großen anzuerkennen und unsere gesellschaftlichen Spielregeln und Unterstützungsangebote weiterzuentwickeln. Es ist fahrlässig, so zu tun, als ob der Klimawandel nicht stattfindet und Bevölkerungsentwicklung und - wachstum verstärkt durch den kapitalistischen Konsumwahn die Ressourcenverteilungsfrage nicht verschärft.
Deshalb braucht es mutige Veränderungsprozesse und ein Aufbrechen alter Muster. So manche lieb gewonnene Bequemlichkeit, aber auch einige lästige Gewohnheiten müssen wir überwinden, um neuen, zukunftsfähigen, nachhaltigeren Verhaltensweisen Platz zu schaffen.
Die notwendigen Veränderungen machen Angst. Denn wenn die Dinge anders laufen, dann könnten sie ja schlechter laufen. Dass sie ja auch besser laufen könnten, ist nicht so präsent. Nur eines ist sicher: In dieser Zeit der Krisen und Unsicherheit muss es anders laufen, weil weiter wie bisher ist keine belastbare Alternative.
Wenn ich in meiner Verantwortung Veränderungsprozesse einleite, dann versuche ich die entstehenden Ängste zu verstehen und nach Möglichkeit durch das Aufzeigen von Chancen zu nehmen. Das braucht Zeit und jede Menge Dialog. Gespräche, Mailaustausch, Informationsveranstaltungen und Medienarbeit - alle Mittel sind mir recht, je näher an den Betroffenen, desto lieber ist es mir, denn dann werden die Verzerrungen geringer.
Gemeinsame Analysen der Herausforderungen sowie intensive Diskussionen über Lösungsansätze sind die Einbindung, die ich meine. Je mehr Menschen über ein Problem, eine Herausforderung, mögliche Lösungen und daraus resultierenden Chancen und Risiken diskutieren, desto mehr Blickwinkel und Standpunkte sind abgedeckt.
Am Ende muss entschieden werden. Mutig entschieden werden. Dabei ist es kaum möglich, die Wünsche und Erwartungen aller Beteiligten zur Gänze zu erfüllen. Schon gar nicht, wenn einzelne Betroffene null Interesse haben, die Bedürfnisse anderer wahrzunehmen bzw. kein Interesse an einer Lösung haben.
Manch einer nennt das dann gekränkt und verletzt "Drüberfahren". Weil er seinen Willen nicht durchgesetzt hat. Und vergisst dabei, dass Dialog keine Einbahnstraße ist, bei dem einer sagt, was er will und alle anderen springen. Dass Kooperation den Willen zu gemeinsamen Lösungen von allen Beteiligten braucht. Dann kommt die Empörung, dass er nicht gehört wurde, weil er nicht überzeugen konnte.
Übersehen wird, dass viele andere an der gemeinsamen Lösung mitgearbeitet haben, die sie jetzt mittragen können, und die die Veränderung bewirkt, die wir zum Überleben brauchen. Diese Lösung macht möglicherweise auch nicht alle zu hundert Prozent glücklich, aber es ist ein gangbarer Weg, der die Herausforderungen unserer Zeit bewältigbar macht.
Für mich war immer klar: ich will Politik machen, die die Menschen bewegt und die die Gesellschaft verändert. Das ist oft unbequem und macht nicht nur Freunde. Manchmal wird's auch eher unhöflich.
Aber es rüttelt wach, motiviert Menschen, sich zu Wort zu melden und verändert was!
Politik, die bewegt, ist anstrengend - für alle. Aber sie ist lohnend.
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