Freitag, 8. August 2014
Gesagt ist nicht gehört...
...aber dann sag ich's halt nochmal!
In ganz Tirol und ganz besonders in Osttirol wird seit über einem Jahr so viel, so intensiv und so umfassend wie vermutlich noch nie über eine Konsequenz der Mitgliedschaft in der Europäischen Union diskutiert: über die Nominierungsverpflichtung von besonders schützenswerten Naturräumen als Beitrag zum Natura 2000 - Netzwerk.
Dabei erlebe ich einige interessante Phänomene, über die ich - neben den fachlichen und politischen Diskussionen - auch sehr viel nachdenke und rede.
1. Es ist erstaunlich, mit welcher Vehemenz von so manchem eine solche Auszeichnung, dieses Prädikat "wertvoll", dieser Naturschutzorden abgelehnt und bekämpft wird. Halbe Wahrheiten, verdrehte Tatsachen, Schüren von Ängsten - wobei diese Aktivitäten meiner Einschätzung nach weniger "gegen Natura 2000" gerichtet sind als sie viel mehr der persönlichen Profilierung oder dem sogenannten politischen Kleingeld dienen sollen.
2. Es ist bemerkenswert, dass ein breiter partizipativer Prozess der Entscheidungsvorbereitung, bei dem es tatsächlich gelingt, alle Beteiligten und Betroffenen, von Fachleuten über NGOs über besorgte AnrainerInnen bis zu Bürgermeistern, Regierungsmitgliedern und natürlich auch die Medien einzubinden, von einigen als falsches Mittel zum Zweck erachtet wird. Klar muss am Ende des Prozesses die Landesregierung, die gewählten VertreterInnen der Bevölkerung, die Letztentscheidung treffen, aber bei der Erarbeitung der Grundlagen dafür ist es für mich essentiell, dass möglichst viele mitreden können. Oder will irgendwer zurück zu Entscheidungen im stillen Kämmerlein, die dann von oben herab verordnet werden? Mein Anspruch an eine neue politische Kultur ist eine transparente, öffentliche Diskussion, wo die jeweiligen Argumente ausgetauscht, entkräftet oder verstärkt und letztlich eine breites Wissen über Grund und Motivation für das Endergebnis bekannt sind.
3.Es ist unglaublich, wieviel in den vergangenen Wochen und Monaten über Natura 2000, die Chancen und Risiken, die Konsequenzen, über Fakten aber auch viele Mythen gesprochen, referiert, veröffentlicht und berichterstattet wurde. An dieser Stelle bedanke ich mich bei allen, die daran mitgewirkt haben, vor allem bei den Medien! Einen kleinen Ausschnitt lege ich bei. Interessant ist, dass trotz dieser Vielfalt an Informationen noch immer viele das Gefühl haben, sie wüssten nicht, was da auf sie zukommt. Und das obwohl wir gerade in Tirol ein wunderbares Beispiel für exakt die gleiche Situation haben, nämlich das Natura 2000-Gebiet am Tiroler Lech. Dort freut man sich über die Auszeichnung und lebt gut bzw. sogar besser als je zuvor mit dem ausgezeichneten Wildfluss.
Da kann ich nur nochmal dazu aufrufen, konkrete Fragen jederzeit direkt an mich zu schicken. Wenn ich sie nicht selbst beantworten kann, dann kenne ich jemanden, der das jedenfalls kann.
4. Es ist spannend, einen solchen Prozess, der so viele Gruppen und Menschen in unserem Land erfasst, zu steuern. Es ist fordernd, denn diese Art politisch zu agieren, ist für viele Menschen - politische KollegInnen in Exekutive und Legislative, die MitarbeiterInnen im Amt, die Betroffenen und auch die Medien - neu und ungewohnt und manchmal unverständlich. Denn in solchen Prozessen tragen alle Mitverantwortung für das Gelingen und auch für das Ergebnis, und das ist spürbar.
Dass die Letztverantwortung für die Entscheidung bei der Landesregierung und bei mir als zuständiger Naturschutzreferentin bleibt, ist unbestritten. Die Gesamtverantwortung für den Erhalt der unvergleichlichen Tiroler Natur tragen wir aber gemeinsam und dieser Umverteilungsprozess ist derzeit unterwegs. Aber das werde ich auch noch öfter sagen!
Und hier nochmal eine kleine Auswahl der unzähligen Veröffentlichungen:
https://www.tirol.gv.at/buergerservice/aktuelle-informationen-zu-natura-2000-in-tirol/
http://tirol.gruene.at/artikel/natura_2000-_wissenswerters__aktuelles
http://www.wasser-osttirol.at/
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