Mittwoch, 19. Februar 2014

Zwei-Stunden-Takt von Innsbruck nach Lienz kommt

So schaut's aus, ab Dezember 2014: Ein dichter Öffi-Takt zwischen Innsbruck und Lienz



Der Aufschrei ist vorprogrammiert, aber ich stehe dazu: PolitikerInnen sind auch dafür gewählt, weniger populäre, aber richtige Entscheidungen zu treffen. Auch wenn die Hackeln wieder tief fliegen werden - ich bevorzuge eine sachliche Debatte. Deshalb hier meine Gründe, warum wir davon abgesehen haben, einen neuen Direktzug von Lienz nach Innsbruck zu bestellen.

  • Zwei-Stunden-Takt in beide Richtungen: In der gleichen Fahrtzeit wie mit dem alten Direktzug wird man ab Dezember 2014 sieben Mal am Tag mit Umsteigen in Franzensfeste von Innsbruck nach Lienz und sechs Mal von Lienz nach Innsbruck fahren können. Der Frühzug wird um kurz vor 6 Uhr ab Lienz und um ca. 6:30 Uhr ab Innsbruck fahren. Danach gibt’s ab kurz vor 9 Uhr ab Lienz und ab 9:30 Uhr ab Innsbruck im Zwei-Stunden-Takt sechs Verbindungen zwischen Ost- und Nordtirol mit einer Fahrzeit von unter 4 Stunden.

  • Franzensfeste wird barrierefrei: Der Bahnhof Franzensfeste wird im Laufe des Jahres 2015 barrierefrei umgebaut, so dass es auch für in ihrer Mobilität eingeschränkte Menschen keine Barrieren mehr für ein einfaches Umsteigen gibt.

  • Erfolgsmodell Schnellbus: Der seit Dezember verkehrende Schnellbus ist ein für viele Menschen sehr attraktives Verkehrsmittel. 85% Fahrgastzuwachs im Vergleich zum Direktzug im Vorjahr sprechen eine deutliche Sprache. Deswegen wird der Schnellbus, der nur knapp 3 Stunden für die Strecke benötigt, auch weiter fahren. Momentan fährt der Bus um 5:35h, um 10:45h, um 14:05h und um 17:45h ab Lienz und um 7h, 10:35h, 14h und 18:35h ab Innsbruck. Nach einem Jahr mit Zwei-Stunden-Takt auf der Schiene und vier täglichen Schnellbussen werden wir uns anschauen, ob alle Verbindungen gut ausgelastet sind.

  • 11 schnelle Verbindungen pro Tag: Wir bieten von und nach Lienz also ab Dezember 7 bzw. 6 tägliche Zugverbindungen im Direktzug-Tempo mit Umsteigen auf einem ab 2015 barrierefreien Bahnhof an. Wir bieten außerdem für diejenigen, die es eilig haben, weiterhin den exzellent genutzten Schnellbus an. Wir bieten schon seit diesem Jahr eine Tagesrandverbindung von Innsbruck nach Bozen an, unsere Südtiroler KollegInnen werden ab Dezember im Ein-Stunden-Takt von Franzenfeste nach Lienz fahren.


Die Verbindungen zwischen Lienz und Innsbruck ab Dezember 2014 werden also voraussichtlich Folgende sein:

Fahrt ab Lienz:

5:35 Schnellbus
6 schneller Zug via Franzensfeste (< 3:50h)
9 schneller Zug via Franzensfeste (< 3:50h)
10:45 Schnellbus
11 schneller Zug via Franzensfeste (< 3:50h)
13 schneller Zug via Franzensfeste (< 3:50h)
14:05 Schnellbus
15 schneller Zug via Franzensfeste (< 3:50h)
17 schneller Zug via Franzensfeste (< 3:50h)
17:45 Schnellbus
19 schneller Zug via Franzensfeste (< 3:50h)


Fahrt ab Innsbruck:

6:30 schneller Zug via Franzensfeste (< 3:50h)
7:00 Schnellbus
9:30 schneller Zug via Franzensfeste (< 3:50h)
10:35 Schnellbus
11:30 schneller Zug via Franzensfeste (< 3:50h)
13:30 schneller Zug via Franzensfeste (< 3:50h)
14 Schnellbus
15:30 schneller Zug via Franzensfeste (< 3:50h)
17:30 schneller Zug via Franzensfeste (< 3:50h)
18:35 Schnellbus


Europa wächst zusammen und die Grenzbalken sind längst gefallen. Ich sehe es als meine Aufgabe, den grenzübergreifenden Verkehr endlich auch so zu organisieren, dass die alten Trennlinien auf der Landkarte der Vergangenheit angehören. In Summe halte ich dieses Paket für die beste Lösung für den öffentlichen Verkehr in der Europaregion Osttirol – Südtirol – Tirol. Und so wie es Standard guter Mobilitätspolitik ist, wollen wir erstens möglichst wenig Grenzen für die Öffi-NutzerInnen und zweitens regelmäßige Evaluierungen, ob unser Angebot gut ankommt. Ich bin überzeugt: Osttirol ist ab Dezember 2014 besser an die Südtiroler Nachbarn und an den Tiroler Zentralraum angeschlossen, als je zuvor. Und das ist gut so. 





Donnerstag, 6. Februar 2014

Rücksicht nehmen





Es ist ein bißchen viel Desinformation, die manche unserer wichtigsten politischen Debatten dominiert. Da wird in einem Leserbrief fantasiert, dass ein Auto mit 100 km/h umweltschädlicher sei, als mit 130 km/h. Dort behaupten KritikerInnen der mit Bundesminister Rupprechter und allen Bundesländern akkordierten Natura 2000-Nachnominierungen, Naturschutz koste hunderte Arbeitsplätze. Dabei geht’s in all diesen Fragen meines Erachtens um eine ganz einfache Entscheidung: Sind wir alleine auf der Welt und leben nach dem kollektiven Motto „Nach mir die Sintflut“, oder gibt es eine Verantwortung, die über den eigenen Tellerrand hinausreicht.




Ihr kennt das: Man steht im Sommer vor einem Lokal, weil man zwischen Tanzen und lauten Unterhaltungen zur lauten Musik ein bißchen Auslüften möchte und eine der wenigen lauen Sommernächte in unseren Breitengraden im Freien so angenehm sind. Da kommt irgendein Bar-Angestellter und scheucht einen hinein, wegen der AnrainerInnen. Im ersten Moment Ärger darüber, dass die angenehme Ruhe als Kontrast zur lauten Musik in der Bar nicht möglich ist. Und im zweiten Moment die Erkenntnis, dass über der Bar Menschen wohnen, die vielleicht schlafen oder Ruhe haben möchten.




Ein bißchen so ist das auch in der Debatte um Tempo 100 und um den Naturschutz: Aus dem Bauch heraus fahre ich auch gern schneller und aus dem Bauch heraus mag ich Großveranstaltungen unter freiem Himmel. Aber mitgedacht, dass es auch noch andere Lebenswesen gibt und deren legitime Bedürfnisse, fällt das Rücksicht nehmen leichter. Das würde ich mir für die großen politischen Debatten dieses Jahres wünschen: Dass der Blick über den eigenen Tellerrand möglich wird. Und dass die legitimen Bedürfnisse anderer Menschen und ja, auch jene von Tieren und Pflanzen, mitgedacht werden. Alles andere wäre nämlich Rowdytum. Und um das Rowdytum in möglichst geringem Ausmaß zu halten, haben wir so etwas wie eine Demokratie und so treffen solche Entscheidungen kollektiv und verbindlich für Alle. Und im Zweifel für jene, die sich Rücksichtnahme nicht individuell erzwingen können.