Mittwoch, 15. Januar 2014

Ein Öffi vor der Haustür

VVT-Chef Jörg Angerer, Innsbrucks Vize Sonja Pitscheider, Halls Vize Karin Klocker, Halls Bürgermeisterin Eva Maria Posch, Werner Baltram von der ÖBB Infra, ich und Innsbrucks Bürgermeisterin Christine Oppitz-Plörer bei der Präsentation der geplanten neuen S-Bahn-Halte



Mich erreichen momentan sehr viele Mails zum öffentlichen Verkehr – viele Bestärkende, was den Ausbau der Öffis in Tirol betrifft und viele kritische, weil einzelne Verbindungen nicht so sind, wie sie sich betroffene Menschen vorstellen. Ich habe größtes Verständnis für Menschen, die eine gute direkte Bus- oder Zugverbindung von Haustür zu Haustür einfordern. Und ich wünsche mir auch weiterhin viele Mails mit konkreten Anregungen, wo es Lücken im Verkehrsnetz gibt. In manchen Fällen können wir mit Hinweisen zu Alternativ-Verbindungen helfen, in manchen Fällen können wir in der Planung des Öffi-Ausbaus berücksichtigen, was sich BürgerInnen wünschen. In allen Fällen nehmen wir diese Anliegen ernst und denken gemeinsam mit unseren VerkehrsplanerInnen darüber nach, ob eine neue Verbindung oder ein zusätzlicher Halt machbar wäre und welche Konsequenzen das hätte.

Ein Aber ist an dieser Stelle trotzdem notwendig: Der öffentliche Verkehr ist ein Netz, dessen Attraktivität ganz wesentlich von der Geschwindigkeit abhängt. Ich höre immer wieder, dass der Bus ja nur ein paar Kilometer Umweg für die ideale Verbindung von Herrn W oder Frau X fahren müsste. Das mag stimmen, aber wenn der Bus für Herrn W oder Frau X diesen Umweg fährt, muss er halt auch für Herrn Y oder Frau Z ein paar Kilometer weiter einen Umweg fahren: Gleiches Recht für Alle. Und schwupps ist die Bus- oder Zugverbindung, die Menschen am Start- und Endpunkt der Linie deswegen nutzen, weil sie schneller sind, als mit dem Auto, auf einmal eine langsame Verbindung. Das ist die ewige Krux im öffentlichen Verkehr: Möglichst schnell und möglichst oft stehenbleiben geht halt irgendwie nicht.

Noch komplizierter ist das auf der Bahn: Da hab ich nämlich schnelle und langsame Züge, die auf den selben Gleisen fahren müssen. So ein Fahrplan ist eine Wissenschaft. Weil die neue S-Bahn bis Jenbach wieder Platz wegnimmt, den andere wieder gerne für den schnellen überregionalen Verkehr hätten. Oder weil die neuen Railjet-Halte in Kufstein, Wörgl, Ötztal-Bahnhof, Imst-Pitztal und Landeck zwar ein Segen für die lokalen PendlerInnen sind, aber sich gleichzeitig halt wieder überregionale PendlerInnen aufregen, dass der Zug langsamer wird.

Was tut kluge Verkehrsplanung an dieser Stelle? Zuhören, hinschauen und Zahlen zur Hilfe ziehen. Ja, wir müssen auf den hochfrequentierten Strecken mit einem optimalen Angebot Cash machen, damit wir die weniger rentablen Strecken aufrecht erhalten können. Ja, ich wünsche mir für jede Tirolerin und für jeden Tiroler und auch für alle anderen Menschen ein super Öffi von Haustür zu Haustür. Und ja, wir stellen uns dem Problem vieler Innsbrucker Ein- und AuspendlerInnen, die nicht auch noch mit Stadtbussen fahren wollen, wenn sie mit dem Zug anreisen.

Land, Stadt Innsbruck, Stadt Hall, ÖBB, VVT und BMVIT bauen gemeinsam in den nächsten Jahren 6 neue S-Bahn-Haltestellen in Innsbruck und Hall/Thaur. Auch das geht nicht von heute auf morgen – aber wenn die Bahnhöfe stehen, dann machen sie den öffentlichen Verkehr wesentlich attraktiver. Wir können nicht jedem und jeder eine Haltestelle vor die Haustür stellen. Aber wir können die Bahn näher an neuralgische Punkte wie die Universität, die Klinik oder die Messe in Innsbruck und an das Gewerbegebiet in Hall und Thaur heranbringen, wo zehntausende Menschen arbeiten, studieren oder ihre Freizeit verbringen wollen. Und das tun wir. 

Und ansonsten gilt weiter: Schreiben Sie mir Ihre Anliegen an ingrid.felipe@tirol.gv.at - ich freue mich über Rückmeldungen und Anregungen

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