Mich
erreichen momentan sehr viele Mails zum öffentlichen Verkehr –
viele Bestärkende, was den Ausbau der Öffis in Tirol betrifft und
viele kritische, weil einzelne Verbindungen nicht so sind, wie sie
sich betroffene Menschen vorstellen. Ich habe größtes Verständnis
für Menschen, die eine gute direkte Bus- oder Zugverbindung von
Haustür zu Haustür einfordern. Und ich wünsche mir auch weiterhin
viele Mails mit konkreten Anregungen, wo es Lücken im Verkehrsnetz
gibt. In manchen Fällen können wir mit Hinweisen zu
Alternativ-Verbindungen helfen, in manchen Fällen können wir in der
Planung des Öffi-Ausbaus berücksichtigen, was sich BürgerInnen
wünschen. In allen Fällen nehmen wir diese Anliegen ernst und
denken gemeinsam mit unseren VerkehrsplanerInnen darüber nach, ob
eine neue Verbindung oder ein zusätzlicher Halt machbar wäre und
welche Konsequenzen das hätte.
Ein
Aber ist an dieser Stelle trotzdem notwendig: Der öffentliche
Verkehr ist ein Netz, dessen Attraktivität ganz wesentlich von der
Geschwindigkeit abhängt. Ich höre immer wieder, dass der Bus ja nur
ein paar Kilometer Umweg für die ideale Verbindung von Herrn W oder
Frau X fahren müsste. Das mag stimmen, aber wenn der Bus für Herrn
W oder Frau X diesen Umweg fährt, muss er halt auch für Herrn Y
oder Frau Z ein paar Kilometer weiter einen Umweg fahren: Gleiches
Recht für Alle. Und schwupps ist die Bus- oder Zugverbindung, die
Menschen am Start- und Endpunkt der Linie deswegen nutzen, weil sie
schneller sind, als mit dem Auto, auf einmal eine langsame
Verbindung. Das ist die ewige Krux im öffentlichen Verkehr:
Möglichst schnell und möglichst oft stehenbleiben geht halt
irgendwie nicht.
Noch
komplizierter ist das auf der Bahn: Da hab ich nämlich schnelle und
langsame Züge, die auf den selben Gleisen fahren müssen. So ein
Fahrplan ist eine Wissenschaft. Weil die neue S-Bahn bis Jenbach
wieder Platz wegnimmt, den andere wieder gerne für den schnellen
überregionalen Verkehr hätten. Oder weil die neuen Railjet-Halte in
Kufstein, Wörgl, Ötztal-Bahnhof, Imst-Pitztal und Landeck zwar ein
Segen für die lokalen PendlerInnen sind, aber sich gleichzeitig halt
wieder überregionale PendlerInnen aufregen, dass der Zug langsamer
wird.
Was
tut kluge Verkehrsplanung an dieser Stelle? Zuhören, hinschauen und
Zahlen zur Hilfe ziehen. Ja, wir müssen auf den hochfrequentierten
Strecken mit einem optimalen Angebot Cash machen, damit wir die
weniger rentablen Strecken aufrecht erhalten können. Ja, ich wünsche
mir für jede Tirolerin und für jeden Tiroler und auch für alle
anderen Menschen ein super Öffi von Haustür zu Haustür. Und ja,
wir stellen uns dem Problem vieler Innsbrucker Ein- und
AuspendlerInnen, die nicht auch noch mit Stadtbussen fahren wollen,
wenn sie mit dem Zug anreisen.
Land,
Stadt Innsbruck, Stadt Hall, ÖBB, VVT und BMVIT bauen gemeinsam in
den nächsten Jahren 6 neue S-Bahn-Haltestellen in Innsbruck und
Hall/Thaur. Auch das geht nicht von heute auf morgen – aber wenn
die Bahnhöfe stehen, dann machen sie den öffentlichen Verkehr
wesentlich attraktiver. Wir können nicht jedem und jeder eine
Haltestelle vor die Haustür stellen. Aber wir können die Bahn näher
an neuralgische Punkte wie die Universität, die Klinik oder die
Messe in Innsbruck und an das Gewerbegebiet in Hall und Thaur
heranbringen, wo zehntausende Menschen arbeiten, studieren oder ihre
Freizeit verbringen wollen. Und das tun wir.
Und ansonsten gilt weiter: Schreiben Sie mir Ihre Anliegen an ingrid.felipe@tirol.gv.at - ich freue mich über Rückmeldungen und Anregungen
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